1000 Kilometer

Liebe Leute, ich freue mich wirklich sehr über eure großartige Begleitung, das ist viel lustiger als Postkarten zu schreiben - oder habt ihr schon jemals eine ANTWORT auf eine verschickte Postkarte bekommen?

 

Wer mag kann nun ein paar neue Geschichten über Michels Reise lesen. 


Unterwegs

Von Trogir aus führt mein Weg weiter Richtung Süden. Die Jadranska Magistrala schmiegt sich noch viele Kilometer eng an die Küste und wird vor allem im Gebiet von Makarska zu einer echten Traumstraße. Langsam stellt sich auch das Gefühl ein "unterwegs" zu sein, es sind nun schon fast 1000 Kilometer, die mich von zu Hause trennen. Ich fahre durch duftende grüne Oasen, durch unwirklich anmutende abgebrannte Wälder, ich lasse mich per Fährschiff transportieren (Kroatien ohne Fähre geht ja gar nicht), und bin mal hoch oben in den Karstgebirgen über dem Meer und dann wieder direkt am Wasser. In der kleinen Ortschaft Zaton, etwa 10 Kilometer vor Dubrovnik, beziehe ich ein Appartement an der Bergflanke. Hauptargument: eine eigene kleine Terrasse mit Blick zum Meer, abends kann ich die Lichter von Dubrovnik sehen. 


Zappenduster

... es tut auch gut, die Lichter von Dubrovnik zu sehen, bei mir wird es nämlich plötzlich zappenduster. Die Unwetter, welche in Zadar und auch in Istrien schwere Schäden anrichten, streifen ebenfalls den Süden von Kroatien und das Wetter wird stürmisch. Na gut, ich kann das in meinem richtig netten Appartment einfach aussitzen. Wenn da nicht die Sache mit dem Strom wäre, der dann wie man so sagt "ausfällt". Daraus muss man nicht gleich ein Drama stricken, der erfahrene Motorradreisende hat in einem Notfallpaket immer ein paar Kerzen und Zünder mit, das kriegen wir schon hin. Interessant ist hingegen die Erfahrung, dass bei Stromausfall auch der örtliche kleine Supermarkt geschlossen hat. Ebenso wie der örtliche Bankomat ohne Strom in eine arge Sinnkrise verfällt. Wäre da nicht der archaische Holzkohlegrill in der kleinen Konoba am Hafen, ich wäre verhungert !!  (Ok ein wenig Käse und eine halbe Flasche Rotwein vertreiben mir dann im Appartement auch noch allzu düstere Gedanken).

 

Oha noch eins - mit Handy oder Computer oder Kamera aufladen ist dann auch nix, gelle.  Der Strom bleibt bis zum Nachmittag des nächsten Tages verschollen. Sturm und Regen dafür klopfen immer wieder mal heftig an die Tür (die von der Terrasse mit Meerblick).


Ganz da hinten...

Wenn ich die Magistrala überquere, und ein paar halbverborgende Stufen hinunter zur Uferpromenade steige, führt dort nach rechts eine schmale Straße an ein paar Konobas (auch die mit dem archaischen Grill!) und Appartements mit klingenden Namen wie "House Captain Blue" oder "Seahouse" vorbei bis an den Rand der Ortschaft. Dort stehen nur mehr private Steinhäuser im kroatischen Stil, und davor parken fast nur noch Autos mit kroatischen Kennzeichen. Ganz da hinten wird der betonierte Uferweg zu einem gewundenen Naturpfad, der hinauf in die Hügel führt. Der Verkehrslärm der allgegenwärtigen Magistrala wird vom Rauschen der Wellen verdrängt, und es riecht nicht mehr nach Grill und Diesel, sondern nach Pinienharz und Salzwasser.

 

Ganz da hinten beginnt das stille Kroatien, das wilde Kroatien. Nur mit ausreichend Zeit und auf eigenen Füßen zu erreichen. Dafür aber von betörender Schönheit.


If life is a dream, I had a dream within a dream

Der Naturpark Biokovo und mitten darin der Sveti Jure (1762m). Hoch über der Küstenstadt Makarska führt eine Bergstraße (die höchstgelegene asphaltierte Bergstraße Kroatiens) bis zum Gipfel. Wer keine mystischen Landschaften mag, geht am besten aufs Klo.


Das Klo im Himmel:

apropos Klo. Ich will hier nicht zu privat werden, aber wenn mir zu einer Aufgabe oder zu einem Problem so gar nix mehr einfällt, hilft es durchaus manchmal, sich auf das stille Örtchen zurückzuziehen. Es muss mit einem Akt des "loslassens" zu tun haben, aber wie schon erwähnt, müssen wir hier nicht bis ins letzte Detail gehen. Bei DIESEM Plumpsklo allerdings müssen wahrlich geniale Ideen entstehen, oder ?

Na gut, es ist natürlich kein Plumpsklo. Vielmehr ist es ein Relikt aus den Balkankriegen, eine Art Beobachtungsbunker. Es gibt einen versteckten Zugang von weiter unten.  Dennoch wird es von gedankenlosen Zeitgenossen als Mistkübel und wohl auch in dringenden Fällen als Klo benutzt. Wollen wir hoffen, dass darin eine gehaltvolle Botschaft verborgen ist, indem wir zukünftig auf Kriege sch ...

 

"Ende" für heute, Euer Michel auf Reisen.

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Kommentare: 6
  • #1

    Manfred Walter (Mittwoch, 13 September 2017 07:07)

    Werter Herr,

    ich habe mit Genuss Eure Zeilen und Bilder inhaliert! Ja, das Land ist wunderschön und will immer wieder auf's Neue entdeckt werden. Und das Abenteuer hat Euch auch ein bissl, wie es scheint .....
    Genießt diese Zeit!

  • #2

    Rafaela (Mittwoch, 13 September 2017 08:27)

    ...ich benötigte ein kleines Motivans fürs Büro. Dachte: yessss - Michels Blog!! Jetzt hab ich ein großes Motivans...für eine Reise in den Süden. Oder sonst wohin ;-)
    Danke für Kroatien im Office-Paket! Und weiterhin eine Wunder-volle Reise...besten Büro-Gruß (ein besserer geht grad ned) Rafi

  • #3

    andi (Mittwoch, 13 September 2017 15:13)

    sehr schön, sehr schön!

    man hat sich schon gefragt, wo er den computer hingepackt hat - jetzt wissen wir's - ein tablet macht den job ;)

    schöne pix, relaxe er wohl!

  • #4

    Susi (Samstag, 16 September 2017 07:31)

    Lieber Michl,

    lange, lange hat der Wunsch geschlafen, doch beim Lesen Deines wunderbaren Blogs erwacht er wieder: wie gerne würde ich mich wie früher auf den Rücksitz eines Motorrades schwingen und, am besten in Gesellschaft einiger Menschen (auch denen von früher) Landschaften erfahren. Naja.

    Danke, dass Du uns wieder teil haben lässt, es ist herrlich. Ich bin froh, dass Dich der Sturm nur gestreift hat! In manche der Fotos würde ich am liebsten reinsteigen, so toll sind sie. Was mir super gefällt ist, dass Du manchmal (an den richtigen Stellen) beschreibst, wie es riecht. Das öffnet gleich noch eine Dimension.

    Gute Reise weiterhin!

  • #5

    Susi (Samstag, 16 September 2017 17:41)

    Hallo Michl - habe Dir heute morgen einen Kommentar geschrieben, jetzt ist er nicht zu sehen. Auf die Gefahr hin, dass es dann doppelt da steht, schreib ichs nochmal. Danke, dass wir Dich weiterhin ein wenig begleiten dürfen. Bin froh, dass Dich der Sturm nur "gestreift" hat.

    Lange, lange Zeit hat der Wunsch in mir geschlafen - durch Deinen Blog ist er wieder erwacht: hab richtig Lust, wieder am Beifahrersitz in netter Gesellschaft (wie früher) durch so tolle Gegenden zu fahren.....seufz! :-)

    Ich finde besonders fein, dass Du (an den passenden Orten) auch beschreibst, wie es riecht, da kommt dann gleich noch eine Dimension dazu. Danke, bitte weiter so!

  • #6

    Susi (Samstag, 16 September 2017 17:43)

    na super, jetzt sinds 3. Sorry!