Der Nationalpark Donauauen beginnt vor meiner Haustüre. Zu jeder Jahreszeit bietet diese Landschaft ein vielfältiges Fotoparadies. Es warten viele stille Ecken und verborgene Blickwinkel im wilden Wald. Zu Fuß oder mit dem Kanadier streune ich unter dem Blätterdach umher, und suche nach besonderen Augenblicken...
An der Naturfotografie gefallen mir vor allem die unerwarteten Begegnungen. Einfach losgehen, einem gewundenen Pfad hinein in den Wald folgen und abwarten, was passiert... An
manchen Tagen zeigen sich Reiher, Biber, Frosch, und andere Bewohner des wilden Waldes. Vielleicht zieht am Ufer eines Altarmes ein blauer Blitz vorbei, dann hast Du einen Eisvogel gesehen. Hoch
oben am Himmel mag ein dunkler Umriss sogar ein Seeadler sein.
An anderen Tagen bleibt der Wald still und unnahbar. Nur ein vages Gefühl beobachtet zu werden begleitet den Wanderer auf schattigen Wegen.
Man kann nie wissen welche Gelegenheit sich ergibt.
Die Pressekonferenz der Tiere:
Der NATIONALPARK DONAUAUEN erstreckt sich an beiden Ufern der Donau vom Wasserkraftwerk Freudenau bei Wien stromabwärts bis nach Hainburg an der Ostgrenze Österreichs. In diesem Bereich durchströmt die Donau eine ihrer letzten freien Fließstrecken.
1984 sollte bei Hainburg ein weiteres Wasserkraftwerk entstehen, welches einen großen Teil dieser urwaldähnlichen Auwälder zerstört hätte. Einer Widerstandbewegung aus Naturschützern gelang es
zuerst nicht, die Menschen für dieses Thema zu interessieren, doch dann fand im Presseclub Concordia die später so benannte "Pressekonferenz der Tiere" statt. Günther Nenning (als
Hirsch verkleidet), Stadtrat Jörg Mauthe (als Schwarzstorch) sowie Peter Turrini (als Rotbauchunke) und Othmar Karas (als Kormoran) kritisierten dort das Kraftwerksprojekt. Die umfangreiche
Medienberichterstattung über die "Pressekonferenz der Tiere" brachte das Thema doch noch an die breite Öffentlichkeit, und die Aufmerksamkeit der Menschen wurde geweckt.
Im Dezember 1984 organisierte die Hochschülerschaft einen Marsch in die Auwälder, und daraus entwickelte sich eine große Protestaktion gegen den Kraftwerksbau, die in der Aubesetzung bei
Stopfenreuth gipfelte. Trotz winterlicher Verhältnisse harrten damals die Menschen sogar über Weihnachten so lange im Wald aus, bis sie einen Baustopp erzwingen konnten. Es ging dabei
nicht immer ganz friedlich zu, auch für die Exekutive und für die Politik war es eine schwierige Konfrontation mit gelebter Demokratie.
Nach einem erfolgreichen Volksbegehren 1985 lenkte die Politik ein, und das Kraftwerksprojekt wurde nicht umgesetzt. 1996 wurden schließlich etwa 9600 Hektar Augebiet zum Nationalpark Donauauen
erklärt und die Flora und Fauna darin unantastbar. Heute wirbt die Stadt Wien mit diesem Nationalpark vor ihren Toren, und sicher ist dieses Schutzgebiet mitverantwortlich dafür, dass Wien
zu den lebenswertesten Städten der Welt gezählt wird.
Und weil das alles so passiert ist, können wir heute durch diese einzigartigen Auwälder entlang der Donau spazieren und die Natur genießen. Wenn das Wasser im Frühjahr steigt, und die
Donau ihre Nebenarme flutet, kann man sich gut vorstellen, wie in Urzeiten dieser wilde Wald am großen Strom ausgesehen haben muss.
Die Pressekonferenz der Tiere 1984 (Archivbild der Zeitung Kurier, Hubert Kluger)