Michaexit

... es ist gar nicht so einfach die EU zu verlassen. Sicher eineinhalb Stunden stehe ich zunehmend gut erwärmt an der Grenze zu Montenegro. Ich habe einen kleinen Grenzübergang direkt an der Küste gewählt, der Andrang ist auch nicht groß, die Kontrollen aber genau. Nicht nur mein Pass wird gescannt, auch die Fahrzeugpapiere und meine grüne Versicherungskarte (Ui wo ist die jetzt genau ...)  werden verlangt.

 

Die kroatischen Grenzbeamten zeigen sich in lockerer Uniform ohne Jacke, 500 Meter weiter stehen die montenegrinischen Beamten in voller Mast mit sichtbaren Pistolen am Gürtel und Schlagstock, doch ihre Mienen sind entspannt. Das beruhigt auch mich und ich fahre in das mir fremde Land hinein.


Richtungswechsel

ich bleibe an der Küste und verwerfe den ursprünglichen Plan in den Durmitor Nationalpark ins Gebirge hochzufahren.  Die Zeit drängt und vom Land her ziehen immer wieder dunkle Wolken an die Küste,  die erst hier von der mächtigen Sonne aufgelöst werden. So wird die große Bucht von Kotor in Montenegro zu meinem südlichen Wendepunkt. Ich fahre (schon wieder) eine vielversprechende Bergstraße vom Ort Kotor aus hinauf in Richtung Cetinje und schaue in die montenegrinische Welt hinunter. Die unterscheidet sich während diese kurzen Visite kaum von Kroatien, allerdings darf man das einem Kroaten so nicht ins Gesicht sagen, denn für ihn fängt in Montenegro der "Balkan" an.


Standortwechsel

von hier aus zeigt der Kompass wieder stetig nach Nordwesten, ich fahre an der Küste zurück Richtung Split. Natürlich nicht ohne unterwegs in Dubrovnik anzuhalten. Die Schönheit zeigt sich anfangs unwillig und lässt sich ausgiebig beregnen, doch gegen Mittag, wir Touristen sind inzwischen gut durchgeweicht und um einige Kunas ärmer, weil es in Museen und Kirchen und Kaffeehäusern so schön trocken war,  spielt die Sonne ein kurzes Intermezzo . Welche Fotos werden nun der einzigartigen Stadt Dubrovnik gerecht ? Ich empfehle dringend selbst auf die Stadtmauer zu steigen und diesen geschichtsträchtigen Ort ausgiebig zu umrunden.

 

Inzwischen hat Dubrovnik einen Krieg mehr überstanden. Eine Fotoausstellung über den Balkankonflikt im späten 20sten Jahrhundert zeigt verstörende Bilder, die so gar nicht zu der inzwischen belebt und geschäftig in der Sonne liegenden Stadt passen wollen. "Spätes 20stes Jarhundert" klingt gut oder ? Ewig her oder ? Tatsächlich fanden diese Kriege zwischen 1991 und 2001 statt, also praktisch gestern.  


Fahrzeugwechsel

in Trogir bin ich diesmal verabredet. Meine Kollegin Gabi ist mit ihrem Mann und Freunden auf der Segeljacht Xino zwischen den kroatischen Inseln unterwegs. Da liegt die Idee nahe, einen Abend miteinander zu verbringen. Ich darf sogar an Bord und das ganze Schiff besichtigen.  In der untergehenden Sonne an Deck zu sitzen, zwischen dutzenden anderen Seglern, fühlt sich schon besonders cool an. Mitten in der Altstadt von Trogir essen wir später gemeinsam. Eine nette Zeit und eine willkommene Abwechslung zu den Selbstgesprächen einer Solo-Motorradtour. DANKE für die Gastfreundschaft an Skipper Gerhard und seine Mann(Frau)schaft !


Stimmungswechsel

Gabi muss ab Montag wieder zur Arbeit, ich verfüge noch über eine Woche Ausklingzeit. Doch rückt die Heimfahrt unerbittlich näher. Ich verstecke mich deshalb gut in einem kleinen verschlafenen Ort namens *******. In der "Villa Albatros", so in etwa 30 Schritte von einem kleinen Kiesstrand zwischen zwei Palmen entfernt, beobachte ich die abnehmende Betriebsamkeit. Boote werden verladen, die ersten Appartements sehen schon verschlossen aus, im örtlichen Supermarkt ist kaum was los. Noch ist das Wetter gut, ich kann sogar an "meinem" Strand baden, aber das Internet verrät mir schon einen kommenden Wetterwechsel, sobald ich Richtung Norden aufbrechen muss. Noch nicht. NOCH NICHT  ;-)     Liebe Grüße aus den letzten Urlaubstagen, Euer Michel unterwegs.

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Kommentare: 5
  • #1

    Rafaela (Sonntag, 17 September 2017)

    die bucht von kotor...ein traum. ca. 40 jahre her bei mir, glaub ich. traumhafte eindrücke vom süden. ich kann das meer und die pinien schon riechen... jippieh!!
    apropos meer und so: hast wohl den felligen vierbeiner die wassertemperatur testen lassen? sicher ist sicher?
    weiter so! an die fahrt mit *...derwegistdaszielderwegistdaszielderwegistdasziel...* (mantra) ... denken. nicht an die heimfahrt...
    glg aus der ebene des regens! rafi

  • #2

    Gabi (Montag, 18 September 2017 08:00)

    Oh Gott - diese Bilder - aber wenigstens ein Lichtblick am Montagmorgen! :-)
    stell mir grad wärmende Sonnenstrahlen vor - weiss nicht mehr, wie sich das anfühlt - geniess die letzten Tage noch ein bisschen für uns mit - gute Heimreise! lg Gabi

  • #3

    Andreas (Montag, 18 September 2017 08:20)

    sehr hübsch und interessant!

    bitte kümmere dich nicht darum, dass es @home schon einstellige temperaturen hat. schneefall bis zu deinem eintreffen daher nicht ausgeschlossen *rofl*

  • #4

    Peter (Dienstag, 19 September 2017 00:10)

    Hallo Michl,
    ich will auch!!! Danke für die tollen Fotos und deine Berichte. Es ist fast wie dabei sein, obwohl es so weit weg ist. Aber wie sagte schon Henry David Thoreau: Nichts lässt die Erde so geräumig erscheinen, als wenn man Freunde in der Ferne hat.
    Komm gut heim, damit du uns die restlichen Geschichten dann live erzählen kannst.
    LG Peter

  • #5

    Susi (Dienstag, 19 September 2017 18:14)

    Danke, lieber Michl, auch für den dritten Bericht über Deine Abenteuer. Es ist kaum zu glauben, dass Du schon auf der Heimreise bist - Du bist doch grad erst weggefahren! Wieder einmal sind die Fotos herrlich anzusehen, und heute möchte man sich mehr denn je "reinbeamen", denn wie Andi schon geschrieben hat - es regnet und es ist kalt hier! Besonders angetan haben es mir die Bilder aus Dubrovnik - die roten Dächer, die steile Küste mit den Mauern! Märchenhaft! Ich freu mich auch, wenn Du uns noch mehr erzählst! Genieße die Sonne und komm gut heim!